FAQ

Was sind Essstörungen?

Essstörungen sind schwere psychische Erkrankungen. Es besteht ein großes Risiko für einen langen Verlauf mit erheblichen körperlichen, psychischen und sozialen Auswirkungen. 

Doch die gute Nachricht ist: Je früher mit der Behandlung begonnen wird, desto höher stehen die Chancen für eine vollständige Genesung. 

Es gibt verschiedene Formen von Essstörungen. Dabei sind Magersucht (Anorexie), Bulimie (Ess-Brech-Sucht) und Binge Eating (Esssucht) die bekannteren Formen. 

Neben diesen genannten Formen gibt es auch sogenannte unspezifische Essstörungen.  

Mischformen aus unterschiedlichen Essstörungen sind ebenso möglich. Dies bedeutet, dass zum Beispiel sowohl Symptome einer Magersucht und einer Bulimie vorliegen.  

Daneben gibt es atypische Formen von Essstörungen wie zum Beispiel die atypische Magersucht: Alle Zeichen deuten auf eine Magersucht hin, der BMI (Body-Maß-Index) der Betroffenen liegt im Normalbereich oder sogar im Bereich des Übergewichts. 

Außerdem kommt es vor, dass im Verlauf der Krankheit die Form der Essstörung wechselt. Zum Beispiel wird aus der Magersucht eine Bulimie.

Welche Arten von Essstörungen gibt es?

Hier gebe ich dir einen Einblick in die drei bekanntesten Formen der Essstörung: 

  • Magersucht
    • starke Einschränkung der Nahrungsaufnahme
    • massiver Gewichtsverlust
    • häufig sehr niedriger BMI
    • starkes Untergewicht, das lebensbedrohlich sein kann
    • exzessiver Sport oder Bewegungszwang

Magersucht ist die psychiatrische Krankheit mit der höchsten Mortalitätsrate (Sterberate) von 10-15%. Betroffene sterben oftmals an Organversagen oder anderen schweren Folgen. 

  • Bulimie
    • Essverhalten wechselt zwischen restriktiven Phasen und unkontrollierten Essanfällen
    • Aufgenommene Kalorien loswerden durch Erbrechen, Abführen, Fasten oder exzessiven Sport
    • von außen schwer zu erkennen
    • Betroffene haben oft Normalgewicht
    • Hohe Dunkelziffer 

Menschen, die an Bulimie leiden, haben ein 1,5-fach höheres Sterberisiko als gesunde Personen.

  • Esssucht (Binge-Eating)
    • 2-5-fache des täglichen Kalorienbedarfs wird zu sich genommen
    • keine gewichtsregulierenden Maßnahmen nach Essanfällen
    • Essanfälle haben nichts zu tun mit Genuss oder Freude am Essen
    • Versuch Gefühle zu betäuben oder Trost im Essen zu finden
    • oft mit starkem Übergewicht verbunden
    • Kontrolle über das Essen nicht mehr vorhanden (Kein Hunger-Sättigungsgefühl)

Binge Eating ist die am häufigsten diagnostizierte Form der Essstörung. 

Die Symptom-Aufzählung bei den einzelnen Formen der Essstörung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Wenn du zu den anderen Formen der Essstörungen weitere Informationen lesen möchtest, dann schaue dir gerne meinen Insta-Post an: https://www.instagram.com/p/CpLGZuuPILa/?igshid=MmJiY2I4NDBkZg== 

Welche Behandlungsformen gibt es?

Ambulante Therapie

In der Regel findet die Behandlung in regelmäßigen Abständen in einer Praxis statt. Diese kann in den Alltag neben Schule, Studium oder Beruf integriert werden. Die Betroffenen wohnen in ihrem häuslichen Umfeld. Wenn dies aus irgendwelchen Gründen nicht möglich ist, dann kann das Leben in einer therapeutischen Wohngemeinschaft eine sinnvolle Ergänzung sein.  

Die ambulante Therapie ist in der Regel die erste Wahl und wird von internationalen klinischen Praxisleitlinien empfohlen.

Teilstationäre Therapie

Die teilstationäre Therapie findet in einer Tagesklinik statt. In der Regel an 5 Werktagen. Am Abend und am Wochenende kehren die Patienten nach Hause zurück. Die Tagesklinik sollte daher in der Nähe des Wohnortes liegen. 

Eine Tagesklinik bietet einen geregelten Tagesablauf aus unterschiedlichen Therapien. 

Die Kosten hierfür werden von der Deutschen Rentenversicherung oder der Krankenkasse getragen. 

Stationäre Therapie

Die Behandlung findet in einer Klinik oder einem Krankenhaus statt und die Patienten leben dort für einen bestimmten Zeitraum. Eine Klinik bietet einen geschützten Rahmen an, um sich fernab der alltäglichen Verpflichtungen und dem Zuhause voll auf die Therapie konzentrieren zu können. 

Die Patienten werden für den Zeitraum des Klinikaufenthaltes in der Regel krankgeschrieben. Bei schulpflichtigen Kindern und Jugendlichen gibt es meistens eine Klinikschule, die besucht werden kann, sofern es der Gesundheitszustand und der Therapieprozess zulassen.

Die stationäre Therapie ist in der Regel die letzte Option, wenn die ambulante oder teilstationäre Therapie nicht ausreichend ist oder wenn die Essstörung lebensbedrohlich ist.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Wahl der Therapie von verschiedenen Faktoren abhängt, wie dem Schweregrad der Essstörung, den individuellen Bedürfnissen und der Verfügbarkeit von Therapieplätzen. Eine individuelle Beratung durch einen (Fach-)Arzt oder Psychotherapeut kann helfen, die beste Therapieoption zu finden.

Weiterführende Tipps und Informationen zu den einzelnen Behandlungsformen in Deutschland findest du in folgendem Dokument von der BzgA (Bundeszentrale für gesellschaftliche Aufklärung): 

https://www.bzga-essstoerungen.de/fileadmin/user_upload/bzga-essstoerungen/downloads/200115_BZgA_Themenblatt-ES_Therapieformen_L2_RZ_Ansicht.pdf

Buchtipps


  • Essstörungen Was ist das? Michaela Schubert
    ISBN: 978-3-9818928-2-6 
    In diesem Buch werden die einzelnen Formen (Magersucht, Bulimie und Binge Eating) verständlich und aus unterschiedlichen Blickwinkeln beschrieben. 
  • Aus dem Leben gefallen Mein Kampf gegen die Magersucht Ariatani Wolff 
    ISBN: 978-3-7751-6030-8 
    Erfahrungsbericht aus der Perspektive einer Betroffenen und deren Eltern. 
  • LEBENShungrig Mein Weg aus der Magersucht Laura Pape 
    ISBN: 9783862657100
    Erfahrungsbericht einer ehemaligen Betroffenen, die ihre Krankheits- und   Genesungsgeschichte erzählt, um andere Betroffene zu ermutigen sich für das Leben zu entscheiden
  • Engel haben keinen Hunger Brigitte Biermann 
    ISBN: 978-3-407-75530-8
    Nacherzählter Erfahrungsbericht anhand der Tagebuchaufzeichnungen einer Betroffenen, die an den Folgen ihrer Magersucht gestorben ist. Sehr emotionales und aufrüttelndes Buch. 
  • 8 Keys to recovery from an eating disorder Workbook Carolyn Costin und Gwen Schubert Grabb ISBN: 978-0-393-71128-8 (Gibt es nur auf Englisch)
    Carolyn Costin war selbst ehemalige Betroffene und ist Psychologin. Sie entwickelte aus ihrer eigenen Erfahrung heraus und den zahlreichen Erfahrungen in der Begleitung ihrer Klientinnen das Konzept 8 Schlüssel, um von einer Essstörung zu genesen. Dieses Buch eignet sich als Ergänzung zur Psychotherapie, als Selbsthilfebuch oder auch für Selbsthilfegruppen.