Mama bereitet liebevoll die Weihnachtsente zu, der Onkel schabt die handgemachten Spätzle und die Oma verbringt Tage damit das Weihnachtsgebäck und den Christstollen zu backen, ja fast schon zu zaubern. 

In allem Essen steckt ganz viel Mühe und Liebe. 

Ein schönes Weihnachtsfest soll es werden. 

Alle freuen sich schon darauf, wenn da nur die Sorge um Janina nicht wäre.

Wegen ihr gab es die letzten Weihnachten IMMER Streit. 

Mama erträgt das Herumgestochere in ihrer liebevoll zubereiteten Ente nicht und die Spätzle werden in kleine Stücke zerteilt. Soße? Geht gar nicht… zu fett, zu viele Kalorien und überhaupt das ganze Essen. Und keine Möglichkeit, sich zu bewegen. 

 Janina grübelt, wie sie es anstellen könnte, am wenigsten Kalorien zu sich zu nehmen, sodass es die anderen nicht merken. Oder wie sie doch möglichst viel Sport machen könnte. 

Auf ihre Familie freut sie sich. Seit dem Sommer hat sie sie nicht mehr gesehen. 

Aber sie hat auch wahnsinnig viel Angst vor dem Fest der Liebe und den Erwartungen. 

Sie möchte die Erwartungen nicht enttäuschen. Ein harmonisches Fest im Kreise ihrer Familie verbringen. Aber bitte ohne all die dummen und verletzenden Kommentare und am besten ohne Essen. 

„Ok, einen Bratapfel von Oma Hilde, den könnte sie essen, wenn sie danach die 5km Runde durch den Wald joggt. Aber alles andere bitte nicht. Lasst mich einfach in Ruhe, kommentiert nicht meinen dicken Bauch und die fetten Oberschenkel. Sowieso ihr behauptet alle ich sei noch viel dünner geworden, dabei ist überall noch so viel Fett. Widerlich und eklig. ``Ich hasse meinen Körper.“, denkt sich Janina. 

Es ist kurz vor Weihnachten und Mama findet, dass Janina sich etwas mehr freuen und ihren tristen Gesichtsausdruck ablegen könnte.

Und da ist er auch wieder, der erste Streit, weil Janina seit Tagen das Essen verweigert und nur noch im Fitnesstudio aushängt, anstatt der Familie bei den Vorbereitungen zu helfen.

„Als Kind hat sie es geliebt mit der Familie Plätzchen zu backen und den Weihnachtsbaum zu schmücken.“ sagt Mama zur Oma.

„Ach alles nur so ne Phase, die Kinder heutzutage sind doch alle von solchen Phasen geprägt, das hört schon wieder auf.“ antwortet die Oma.

Am Abend unterhalten sich Mama und Papa über das Ereignis und beide beschließen, dass die Oma recht hat, sie wird schon wieder zur Vernunft kommen.

Es ist Weihnachten und die ganze Familie ist versammelt, nur Janina ist in ihrem Zimmer und traut sich nicht vor die Tür.

„Janina, komm bitte runter, wir wollen jetzt essen und du hast nicht mal hallo gesagt!“ ruft die Mama.

Jetzt ist es soweit, Janina hat keine Chance und muss sich dem Schlimmsten stellen: das Essen. Und dann sind da ja auch noch die Kommentare vom Onkel, da will sie gar nicht dran denken.

Geknickt geht sie die Treppe herunter.

„Guck dich mal an, wie dürr du bist, du musst gleich mal ne ordentliche Portion von meinen Spätzle essen.“ Sagt der Onkel, „Iiihh Mama guck mal, Janina sieht ja auch wie ein Skelett.“ Ruft ihr kleiner Cousin. 

Nur die Tante schaut Janina mit mitleidigem Gesichtsausdruck an und zieht Janina beiseite.

„Schätzchen, wie geht es dir? Hör nicht auf die anderen. Möchtest du darüber reden, was dich bedrückt?“.

Papa hat alles gehört und meint kalt „Ach lass sie, ist nur ne Phase, die soll sich mal nicht so anstellen.“

Und da passiert es, Janina explodiert und lässt all den Frust der letzten Tage raus.

„Ihr mit eurer Phase, von wegen dürr und muss mehr essen… Seht ihr eigentlich nicht diese Fetten Oberschenkel und diesen enormen Bauch? Egal was ich tue ich kann einfach nicht mehr abnehmen…..“

Und damit ist Janina verschwunden, raus aus dem Haus und an die frische Luft erstmal durch den Wald.

In dieser Zeit sitzen die anderen beim Essen, schweigend, bis, dass die Tante das Wort ergreift und der Familie die Augen öffnet.

„Janina ist krank! Das ist keine Phase, sie hat eine stark ausgeprägte Essstörung und braucht dringend Hilfe! Eine meiner Kolleginnen kämpft seit Jahren damit und sie hat es nur durch die Unterstützung ihrer Familie geschafft wieder ein normales Leben zu leben. Sie ist hilflos, hat Angst, ist frustriet und vieles mehr. Ihr seid ihr Ankerpunkt, helft ihr aus der Krankheit und kämpft gemeinsam mit ihr.“

Stille

Bis die Familie wieder geht, herrscht eine sehr bedrückte Stimmung, hat die Tante Recht? Ist Janina krank?

Die Nacht über verbringen Mama und Papa mit der Recherche und kommen zu einem Entschluss: Sie wollen ihre Tochter nicht verlieren und möchten sie unterstützen.

Am nächsten Morgen sitzen Mama, Papa und Janina beim Frühstück, wie immer stochert Janina in ihrem Müsli rum.

Papa ergreift das Wort:

„Janina, wie geht es dir? Wie fühlst du dich?“

In dem Moment bricht Janina in Tränen aus, denn es war das erste Mal seit langem, dass sie jemand so herzlich fragt wie es ihr geht.

Sie erzählt Ihren Eltern, wie sie sich fühlt, einsam, ängstlich, fett, unsportlich, unattraktiv, verloren, hilflos, missverstanden….

Als Papa vorschlägt den Tag auf dem Sofa zu verbringen und Filme zu schauen, erschrickt Janina und man sieht, wie sie anfängt zu denken.

„Janina, was ist los? Was denkst du grade? Wie können wir dir helfen?“

Janina denkt darüber nach, dass sie beim Filme gucken auf dem Sofa sitzen muss, ohne Bewegung, ohne Kalorien zu verbrennen und womöglich auch noch Popcorn essend.

„Das Wetter ist schön, lass uns spazieren gehen, weit weg von Essen und Fernsehen und zu Hause. Dabei können wir in Ruhe reden und überlegen, wie wir dir, Janina, helfen können, das Leben zu genießen.“ Sagt Mama.

Gemeinsam geht es los und unterwegs wird noch einige Male geweint, es wurde mal lauter und mal ganz still.

Am Ende des Tages sitzen alle drei zusammen in der Küche und suchen nach Einrichtungen, Kursen, Personen, die sie auf der langwierigen Reise unterstützen und ihnen mehr Informationen zum Thema Essstörung geben können.

Diese Geschichte ist recht kurzgefasst.

Der Weg, bis Angehörige und Betroffene wirklich erkennen, dass eine Essstörung vorliegt, kann lang sein.

Ein Wutausbruch der Betroffenen oder das Fragen, wie es der Person geht, kann aber Klarheit und Aufmerksamkeit schaffen.

Es ist schwierig eine Betroffene direkt anzusprechen, genauso ist es für die Betroffene schwierig sich Hilfe zu suchen oder anzunehmen

Aus diesem Grund gibt es Organisationen, Einrichtungen und Personen wie mich, die Betroffene und Ihre Angehörigen unterstützen.

Wenn du das Gefühl hast, du bist so weit, Hilfe annehmen zu können, dann kontaktier mich Und Buche dir noch heute deine Essstörung besiegen Session. 

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Hast Du eine Angehörige, die eine Essstörung hat und du weißt nicht, wie du damit umgehen sollst, wie du sie darauf aufmerksam machen oder wie du ihr helfen kannst, dann kannst auch du mich auch gerne kontaktieren.

Zudem findet am 18.01.2023 ein Webinar für Angehörige statt, in dem ich diverse Fragen beantworte und versuche, euch das Thema etwas näher zu bringen.


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